Zur Entstehung der Studie

In der Stadtteil-Sozialarbeit auf St. Pauli Süd wurden Konflikte und Unbehagen rund um das Thema „Polizei“ wahrgenommen, zum einen durch eigene Beobachtungen zum anderen dadurch, dass Nachbar*innen sich persönlich an die GWA gewandt haben und Situationen berichten, mit denen sie sich unwohl fühlen. Über bereits existierende Kontakte wurde dies an die Hochschule kommuniziert. Die HAW Hamburg, ist über das Themenfeld und die Ausbildung im Bereich der Sozialen Arbeit mit verschiedenen Akteur*innen auf St. Pauli schon lange verbunden. In gemeinsamen Überlegungen zu einer genaueren Untersuchung der Situation wurde die Entscheidung für das Konzept einer Kollaborativen Community Forschung“ getroffen, ein gemischtes Team aus Hochschule, Sozialer Arbeit vor Ort und mehreren engagierten Nachbar*innen bildete sich. Diese Zusammenarbeit zeichnete u.a. aus, dass es einen direkten Feldzugang zu den Menschen vor Ort gab und es gut gelang, Interviewpartner*innen zu finden, etwas, das Forscher*innen, sonst durchaus vor Probleme stellt.

Das Konzept der Kollaboration in der Forschung entsprang Ende des zwanzigsten Jahrhunderts aus der angloamerikanischen „public anthropology“ und ist im Rahmen der „public science“ zu verorten. Es steht für transdisziplinäres, wechselseitiges Lernen. Wesentlich für kollaborative Forschung ist die Annahme, dass durch den Einbezug mehrerer Forschender und Expert*innen sowie Laien, Forschung effektiver und qualitativ besser werden kann. Die Zusammenarbeit soll dabei nicht nur Wissen produzieren, sondern zur Lösung eines öffentlichen Problems beitragen. Dieser Ansatz passt zur Sozialen Arbeit, die als Handlungswissenschaft Soziale Probleme nicht nur beschreibt und erklärt, sondern Ideen und Wege zur Veränderung entwickelt und vorschlägt. Als Quintessenz des Forschungsprojektes wurden von daher Empfehlungen auf Grundlage der Erkenntnisse formuliert, die sich an die Verantwortungstragenden in Politik und Gesellschaft richten.

Der Durchführungszeitraum war von Juni 2021 bis November 2023 und bestand aus mehreren Elementen wie Dokumentationen, leitfadengestützten Einzel- und Gruppeninterviews.

Es handelt sich nicht um eine repräsentative Studie. Interviewt wurden schwarze Menschen/BIPoC, die sich rund um die Hafenstraße aufhalten, alteingesessene Nachbar*innen mit und ohne Migrationsgeschichte, Gewerbetreibende (Gastronomie, Buchhandel) sowie aus der Jugendsozialarbeit mehrerer Institutionen. Die Interviews wurden transkribiert, gesichtet, es wurden aus diesem Material Oberkategorien und dazu gehörige Unterkategorien gebildet und anhand dessen die Aussagen systematisiert, geclustert und Zusammenfassungen angefertigt. Unser ursprüngliches Konzept sah vor, die von Kontrollen direkt Betroffenen als Forschende mit einzubeziehen. Dazu gab es einen Auftaktworkshop mit ihnen und weiteren Interessierten, in dem wir das Studiendesign mittels Visualisierung erklärten. Da die Betroffenen durch verstärkte Verfolgung durch die Zivilpolizei zu sehr unter Druck gerieten, konnte diese Form der partizipativen Forschung nicht durchgeführt werden.

Ansprechperson

Steffen Jörg (er/ihm)

Stadtteilarbeit (in Elternzeit)

Hein-Köllisch-Platz 11, 20359 Hamburg